Bei der Hauptversammlung des TSV Ebingen sprach Vorsitzender Hartmut Rall von einem „großen Verlust“ und einem „herben Rückschlag für die STB-Turnschule“: Zum 31. Juli 2025 muss der Verein seine Turnhalle mit festen Geräten aufgeben. Der bisherige Standort, eine ehemalige Fabrikhalle, kann nur dank finanzieller Unterstützung der Stadt bis dahin weitergenutzt werden. „Ohne diese Hilfe hätten wir Insolvenz anmelden müssen“, so Rall.

Der Traum vom eigenen Sportzentrum – vorerst gescheitert

Geplant war der Ausbau der Halle zu einem modernen Sport- und Bewegungszentrum, das auch Schulen, Kindergärten und Privatpersonen offenstehen sollte. Diese Vision ließ sich jedoch nicht umsetzen, weil der TSV die notwendige Kreditsicherung nicht leisten konnte – die Stadt übernahm keine Bürgschaft.

Oberbürgermeister Roland Tralmer betonte, er halte das Projekt weiterhin für zukunftsfähig: „Aber wir hatten weder die rechtliche Befugnis noch die finanziellen Mittel, eine Bürgschaft dieser Größenordnung zu übernehmen.“ Dennoch habe sich der Gemeinderat klar dafür ausgesprochen, den TSV im Rahmen seiner Möglichkeiten weiterhin zu unterstützen. Als einer der ältesten Vereine Albstadts sei der TSV gut aufgestellt und für die Stadt von großer Bedeutung.

Rall hob hervor, dass die eigene Halle die städtischen Sportstätten spürbar entlastet habe. Nun müsse der Verein ab August wieder auf städtische Hallen ausweichen – Rückmeldungen auf die entsprechenden Anträge stünden noch aus. Auf der positiven Seite verzeichnete der Verein einen Mitgliederzuwachs auf 1.200 sowie sportliche Erfolge, etwa den dritten Platz des neuen Ü16-Basketballteams. Zudem werde nun verstärkt in die Qualität investiert: Die Übungsleiter erhalten eine faire Vergütung und Unterstützung bei der Trainerausbildung. Auch konnte mit Christina Ebel eine neue Mitarbeiterin für die Geschäftsstelle gewonnen werden.

Finanzen weiter angespannt

Als kommissarischer Finanzreferent musste Rall jedoch auch von finanziellen Herausforderungen berichten: Der Betrieb der Halle verursachte 2024 Kosten in Höhe von 59.089 Euro, denen Spenden von 10.420 Euro gegenüberstehen. Die Unterdeckung beträgt somit 33.088 Euro. Das liquide Vereinsvermögen liegt bei 16.521 Euro, das Anlagevermögen bei 48.472 Euro – ohne Berücksichtigung geplanter Anschaffungen. Insgesamt ergibt sich ein Vereinsvermögen von 64.993 Euro.

Der Mietvertrag für das vereinseigene Fitnessstudio läuft noch bis Juni 2026. Ob der Betrieb darüber hinaus weitergeht, hängt laut Rall davon ab, ob bis dahin eine neue Halle gefunden wird: „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, gute Trainingsbedingungen für die Turnschule zu sichern – Aufgeben ist keine Option.“

Rückendeckung vom Turngau – Ehrungen für besondere Verdienste

Jürgen Koch, Präsident des Turngaus Zollern-Schalksburg, bestärkte den TSV: Die Zahl der Turnerinnen und Turner wachse nach Corona wieder – bei den Mädchen liege man bereits 20 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau. Daher werde es in diesem Jahr sogar zwei Gaukinderturnfeste geben.

Für herausragende Verdienste wurden zwei langjährige Mitglieder besonders geehrt: Helmut „Watch“ Wacker erhielt als Erster im Verein die TSV-Ehrennadel in Gold – eine Auszeichnung, die eigentlich erst nach 20 Jahren Vorstandsarbeit verliehen wird. Wacker war 16 Jahre lang Referent Verwaltung und galt als „gute Seele“ des Vereins. Besonders in Erinnerung blieb sein Einsatz bei der Organisation von Corona-Impfterminen für ältere Mitglieder. Heiko Käppel würdigte ihn als gewissenhaften Ansprechpartner und überreichte ihm symbolisch einen „Wacker-Stein“.

Die goldene Ehrennadel des Vereins erhielt auch Hartmut Rall. Till Albrecht hob dessen jahrzehntelangen Einsatz hervor: Rall war aktiver Turner, dann 15 Jahre Trainer und seit 2006 Mitglied im Vereinsrat – ab 2008 als Vorsitzender. In schwierigen Zeiten habe er den Verein stets stabilisiert und vorangebracht. Albrecht lobte Ralls besonnene und zukunftsorientierte Art: „Es ist ein gutes Gefühl, so jemanden an seiner Seite zu wissen.“

Treue Mitglieder und neue Vorstandswahlen

Für langjährige Mitgliedschaft wurden geehrt:
– 25 Jahre: Jürgen Binder, Gerhard Geiger, Julia Geiger, Renate Glück, Nikolaus Hartmann, Marianne Hess, Salomon Bojan, Susanne Wissmann
– 40 Jahre: Sina Beck, Armin Bienia, Susanne Bienia, Karin Conzelmann, Helga Mey, Heike Mey
– 60 Jahre: Brigitta Maag

Für ihr jahrzehntelanges Engagement als Übungsleiterinnen wurden Stephanie Ambros und Martina Ringle (je 30 Jahre) ausgezeichnet. Die silberne TSV-Ehrennadel ging an Dagmar Beck und Evelyn Karsten. Markus Wissmann erhielt die bronzene Ehrennadel des Deutschen Turnerbundes, Heiko Käppel die silberne Ehrennadel des Württembergischen Landessportbunds.

In den Vorstand neu gewählt wurden:
– Mario Reif (Referent Verwaltung)
– Heiko Käppel (Referent Freizeit)
– Raphael Ptack (Referent Finanzen)
– Tabea Hauer (Referentin Öffentlichkeitsarbeit)
– Tilman Albrecht (Schriftführer)
– Tanja Gessler und Frank Bitzer (Beisitzer)

Kassenprüfer bleiben Pascal Landenberger und Diana Mayer. Holger Bienia und Katharina Ptack stellten sich nicht mehr zur Wahl. (FB)