Greifbar war die Anspannung bei der außerordentlichen Hauptversammlung des TSV Ebingen in der TSV-Turnhalle. Will der TSV dort bleiben, muss er das ganze Gebäude nutzen – und das zieht hohe Kosten mit sich. Darüber durften die Mitglieder abstimmen.

„Nicht nur für den TSV Ebingen, sondern für Albstadt, den Zollern-Alb-Kreis und darüber hinaus“ sei das gedacht, was der TSV in seiner Turnhalle in der Sigmaringer Straße 25 plant. Dort haben sich am Donnerstag knapp 100 Mitglieder zur außerordentlichen Hauptversammlung getroffen, um über eine Gesamtinvestition von 1,2 Millionen Euro abzustimmen – acht Tage vor der Hauptversammlung, denn die Zeit drängt. Warum, das erläuterten Vorsitzender Hartmut Rall und Heiko Käppel, Referent Freizeitsport, ausführlich und transparent.

Die Halle der Firma Gebrüder Haasis mietet der TSV seit Juli 2023 – Ende März läuft nun der Mietvertrag aus und die Vereinbarung sieht vor, dass der TSV auszieht oder das komplette Gebäude mietet – wobei keine Garantie bestehe, die vormaligen Trainingszeiten wie in der abgerissenen Schlossberg-Turnhalle in der neuen temporären Halle am Mazmann wieder zu bekommen, so Rall. Der Versuch von TSV und Stadt Albstadt, andere Vereine und Schulen ins Boot zu holen, sei bislang erfolglos.

Statt den Kopf in den Sand zu stecken, geht der TSV in die Offensive, hat von der Fachfirma Benz eine Bewegungslandschaft planen lassen und sich drei Vereinssportzentren angeschaut: beim TSV Rottenburg, der Sportvereinigung Feuerbach und der SG Weinstadt, deren Vorsitzender Klaus Silbernagel den TSV-Mitgliedern das dortige Erfolgskonzept vorstellte.

Die Bewegungslandschaft, die, anders als Indoor-Spielplätze, den ganzen Bewegungsapparat fordere – Käppel erklärte auch, mit welchem Nutzen für die körperliche und mentale Gesundheit – soll für Kindergeburtstage, an Schulen, Vereine, Gruppen und Einzelpersonen gegen Eintritt offen stehen. Weitere Räume will der TSV für Crossfit- und für Cardio-Training, Yoga, Gymnastik, Functional Training, Modern Dance, Hip-Hop, Zumba und eventuell sogar Aerial-Training – an der Senkrecht-Stange – ausstatten. Die Kunstturnhalle der STB-Turnschule mit stehenden Geräten könnte im Erdgeschoss bleiben.

Hauptelement der Bewegungslandschaft sind die Trampolin-, Kletter-, Hangel- und Rutsch-Elemente, von denen die Nutzer auch mal runterfallen dürfen, landen sie doch weich in einer riesigen Schnitzelgrube. Ein Treffpunkt mit kleinem Café soll Eltern die Wartezeit versüßen – den Umbau hat TSV-Schriftführer Markus Wissmann, gelernter Architekt, geplant.

„Da kommt man rein und hat Lust auf Bewegung“, hat Heiko Käppel selbst erlebt: Planer Martin Finkbeiner von der Firma Benz habe die TSV-Funktionäre gefordert, alle drei besichtigten Bewegungslandschaften zu durchlaufen. Im Film des Schwäbischen Turnerbundes kommen er und deren Besitzer zu Wort, berichten von hoher wirtschaftlicher Auslastung und einem idealen Tummelplatz für Kinder, die zu viel säßen, an Elementen, wie die Natur sie kaum noch biete.

Für die Finanzierung braucht der TSV eine Bürgschaft der Stadt Albstadt über 1,2 Millionen Euro, bekäme aber 30 Prozent Fördermittel vom Württembergischen Landessportbund und – daran geknüpft – auch 20 Prozent von der Stadt, gemäß deren Vereinsförderrichtlinie. Einen Business- und Finanzplan müsse zuvor das Regierungspräsidium Tübingen als Basis für die Bürgschaft genehmigen. Zudem fielen die Kosten für die Geschäftsstelle in der Gartenstraße weg – sie könne in die Halle umziehen.

Bis Ende August zahle der TSV die bisherige Miete und habe für den Fall, dass die Finanzierung nicht klappt, eine Ausstiegsklausel aus dem Mietvertrag. Neben der Bürgschaft stehen seitens der Stadt noch die Baugenehmigung und seitens der Bank die Kreditbewilligung unter Vorbehalt.

Unter eben jenem haben die Mitglieder am Ende mit 73 Ja-, vier Nein-Stimmen und drei Enthaltungen ihren Vorstand ermächtigt, mit der Firma Haasis einen Mietvertrag und mit der Bank einen Kreditvertrag abzuschließen – und nach gesicherter Finanzierung die für die Umsetzung nötigen Verträge abzuschließen und Aufträge zu erteilen, ohne die in der Satzung geltenden Obergrenzen einzuhalten.

Oberbürgermeister Roland Tralmer hat das Projekt zuvor begrüßt, weil es das Potenzial habe, vielen in und jenseits von Albstadt zu nutzen, wies darauf hin, dass der Gemeinderat das letzte Wort zur Bürgschaft habe, aber versicherte: „An meiner Unterstützung scheitert es nicht.“

Fragen hatten die Mitglieder naturgemäß viele – und einige auch Bedenken wegen der Finanzierung. Hartmut Rall wies auf die Erfolgszahlen aus Weinstadt, die hohen Zuschüsse und die Synergieeffekte hin, zumal das Hallenproblem der Stadt weiter groß sei. Heiko Käppel ergänzte, dass die Kalkulation des TSV von „weit unter der Hälfte der Weinstädter Einnahmen“ ausgehe, und auch die Ausstiegsklausel hat wohl noch manche überzeugt.“

(Artikel von Karina Eyrich im Schwarzwälder Bote am 16.03.2024)